"Gutes Training ist der Schlüssel"

Hannes Wolf im Interview zum Konzept "Trainingsphilosophie Deutschland"

Hannes Wolf steht mit einer Gruppe Kindern im Kreis
Hannes Wolf und sein Team wollen Kinder das beste Training ermöglichen (Foto: W.DE).
Interview
Mittwoch, 28.05.2025 / 13:00 Uhr

Das Interview führte Marcel Kuhnt

Knapp 1.000 Trainer*innen sahen zu, als Hannes Wolf, Direktor für Nachwuchs, Training und Entwicklung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) sowie Coach der U20-Nationalmannschaft, vergangene Woche im Weserstadion zur Fortbildung vorbeikam. Gemeinsam mit dem Bremer Fußball-Verband (BFV) lud des SV Werder ein, um Eindrücke vom Konzept „Trainingsphilosophie Deutschland“ aus erster Hand zu erfahren. Wie Wolf das Event wahrnahm, wie sehr er den Austausch schätzt und welche Kernbotschaften das Konzept mitbringt, verrät er im Interview mit WERDER.DE.

WERDER.DE: Moin, Hannes. Aktuell besuchst du gemeinsam mit deinem Team verschiedene Standorte und Bundesliga-Vereine, um dort das Konzept „Trainingsphilosophie Deutschland“ sowohl den Clubs als auch Trainer*innen aus der Region näherzubringen. Wie erlebst du diese Treffen?

Hannes Wolf: Werder Bremen ist nicht gezwungen uns einzuladen. Dieser Austausch beruht darauf, dass ein gemeinsames Verständnis für das Fußballspielen bei Kindern & Jugendlichen vorhanden und es wichtig ist, den Kinder- & Jugendfußball in der Region aktiv zu unterstützen. Mit einer gesunden Breite, bei der viele ein gutes Kinder- & Jugendfußball-Training erhalten, wird zwangsläufig auch eine bessere Spitze entstehen. Die Arbeit jedes Amateurvereins in Deutschland hat einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung unsere Spieler*innen. Daher ist es ein wunderbares Zeichen auch für uns, dass uns Werder gemeinsam mit dem BFV nach Bremen eingeladen hat.

MEHR INFOS ZUM KONZEPT "TRAININGSPHILOSOPHIE DEUTSCHLAND"

WERDER.DE: Die Fortbildung fand im Weserstadion statt und war mit 1.000 Besucher*innen die meistbesuchteste Veranstaltung dieser Art. Was können die Trainer*innen der Vereine der Region mitnehmen?

Hannes Wolf: Wir wollen unsere Expertise einbringen und in den Austausch kommen. Ich glaube, dass es die Trainer*innen verbindet, wenn sie gemeinsam etwas über Kinder- und Jugendtraining lernen. Durch solche Events entsteht eine Verbindung zwischen dem Verein wie Werder, dem Verband vor Ort und mit uns vom DFB. Doch vor allem wollen wir Impulse geben, um die Trainingsqualität für die Kinder zu verbessern, damit sie das bestmögliche Training erleben können.

Freude am Fußball vermitteln

WERDER.DE: Neben der Fortbildung im Weserstadion gab es auch ein Meeting mit Verantwortlichen des Werder Leistungszentrums und der Frauen- und Mädchenfußballabteilung. Wie bewertest du diesen Austausch?

Hannes Wolf: Der Austausch ist sehr gut gewesen und unterstreicht das besagte Miteinander. Die Spieler*innen werden ja nicht im Alleingang vom DFB ausgebildet. Im Gegenteil: Gerade in den Vereinen lernen sie Tag für Tag. Daher ist es großartig, dass wir eine Ebene haben, wo wir uns austauschen, um zusammen besser zu werden.

WERDER.DE: Warum war es für euch entscheidend raus zu den Vereinen zu kommen? 

Hannes Wolf: Wir wollten unbedingt ein Format anbieten, woran jeder teilnehmen kann. Nicht nur für die Nachwuchsleistungszentren, sondern für jegliche Niveaus. Und mit Veranstaltungen wie im Weserstadion, an der knapp 1.000 Trainer*innen teilnahmen, gelingt uns das sehr gut. Diese Zahl zeigt auch, wie wichtig der Fußball den Menschen ist. Unabhängig von den großen Stadien, sondern auch an den kleinen Standorten. Das zeigt, wie gesellschaftsrelevant der Fußball ist.

WERDER.DE: Was wollt ihr mit dem Konzept bewirken?

Hannes Wolf: Wir wollen allen Kindern ein altersgerechtes Training ermöglichen, damit sie Freude am Fußball haben. Leider haben wir aktuell zu viele „Drop-Outs“ – also Kinder, die mit Fußball beginnen und in der Pubertät aufhören, weil ihnen der Spaß fehlt. Und deshalb wollen wir Training so gestalten, dass die Kinder am Ball bleiben und den Spaß nicht verlieren.

Wir erhalten sehr positives Feedback.
Hannes Wolf über die Rückmeldungen zum Konzept

WERDER.DE: Neben den „Drop-Outs“ im Kinderbereich sind auch die geringen Einsatzzeiten von U21-Spielern im Profi-Bereich ein Grund, weshalb ihr das Konzept entwickelt habt.

Hannes Wolf: Zunächst müssen wir uns eingestehen, dass wir in der Vergangenheit nicht gut waren. Das sehen wir an den Zahlen und daran, wie wenige deutsche Spieler es in den Spitzenbereich geschafft haben. Das Konzept „Trainingsphilosophie Deutschland“ ist aus unserer Sicht ein erster Schritt, um besser zu werden. Zudem gab es ein paar gesellschaftliche Veränderungen. Es gibt weniger Bolzplätze bzw. Kinder, die dort spielen. Der Nachwuchsfußball ist viel zu taktisch geworden. Das wurde nicht absichtlich gemacht, doch da müssen wir ansetzen.

WERDER.DE: Habt ihr bereits erste Rückmeldungen zu euren Überlegungen erhalten?

Hannes Wolf: Wir sind jetzt schon ein paar Wochen unterwegs und erhalten sehr positives Feedback. Die Trainer*innen, die seit längerer Zeit nach dem Konzept trainieren, sagen, es wird einfacher und die Kinder haben mehr Spaß. Und das gilt für alle Alters- und Niveauklassen.

WERDER.DE: Wie würdest du den Kern des Trainings beschreiben?

Hannes Wolf: Wir haben viele kleine Spielformen, bei denen Kinder auf mehreren Feldern gleichzeitig trainieren bzw. gegeneinander spielen. Dabei wird auf unterschiedliche Ziele, wie Tore, Dribbelzonen etc. gespielt, alle Spieler*innen haben viele Ballaktionen, Dribblings, Torschüsse, Pässe. Das ist für uns der Schlüssel für ein gutes Kinder- & Jugendtraining.

WERDER.DE: Für euch besteht das „beste Training“ aus 15 Minuten Warm-Up, 30 Minuten Spielen, 15 Minuten Zwischenblock und nochmal 30 Minuten Spielen. Was sind aus eurer Sicht die Vorteile an dieser Struktur?

Hannes Wolf: Nach der kurzen Aktivierung zu Beginn wird direkt gespielt. Und das auf mehreren Feldern. Wir wollen die Aktionen für jedes Kind hochschrauben, damit sie sich entwickeln können. Daher ist es wichtig, das Training auf mehr Feldern angeboten wird, damit alle am Fußballtraining richtig teilnehmen können – ob Jungs oder Mädchen, Früh- oder Spätentwickler. Letztlich wollen wir ein Ort für Entwicklung schaffen. Und natürlich ist das Üben spezieller Sachen wie Torschuss, Flanken oder Einwurf in der Struktur mit drin. Doch am Ende wollen Fußballer*innen doch spielen.

Nicht nur finden, sondern entwickeln

WERDER.DE: Bei der Zusammenstellung des Kompetenzteams, das die „Trainingsphilosophie Deutschland“ entwickelt hat, hast du großen Wert auf Diversität gelegt. Christian Reischke, DFB-U15-Co-Trainer war zum Beispiel beim Event mit dabei. Wieso?

Hannes Wolf: Weil das extrem wichtig ist. Wir wollten mit Peter Hermann und Hermann Gerland die ‚alten Hasen‘ fragen, um festzuhalten, was deutsche Fußball-Kultur ausmacht. Wir können und wollten nicht alles neu machen, sondern wir müssen unseren Kern immer behalten. Darauf aufbauend haben wir sowohl Männer als auch Frauen, die verschiedene Positionen gespielt und unterschiedliche Lebenswege gehabt haben, dazu genommen. Doch das Kompetenzteam ist nur ein Teil der Geschichte. Auch die Verantwortlichen in den Vereinen haben die Chance ihren Input reinzugeben. Denn auch wir wollen besser werden. Am Ende lag das Konzept nicht jahrelang in einer Schublade und wir haben es rausgeholt. Es ist aus der offenen Diskussion mit vielen Leuten gewachsen.

WERDER.DE: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass durch das bessere Training die Talente von morgen gefunden werden?

Hannes Wolf: Finden ist nicht der Schlüssel. Wir müssen sie entwickeln. Wir haben 82 Millionen Menschen in Deutschland und viele Kinder fangen an Fußball zu spielen. Die Talente, die da draußen sind, müssen gefördert werden. Wir müssen Chancen ermöglichen und es ganzheitlich denken. Alle Kinder sollen die Möglichkeit haben, besser zu werden. Und das nicht aus einem Zwang heraus, sondern auf natürliche Art und Weise. Deutschland war schon immer ein Bolzplatz-Land. Das hat sich durch den gesellschaftlichen Wandel verändert. Längere Schulzeit oder andere Aktivitäten als Beispiel. Deshalb müssen wir das Training anders denken. Und wir merken, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Spieler der U20-Nationalmannschaft bekommen mehr Spielzeit bei den Klubs. Insgesamt spüren wir eine große Offenheit dem Konzept gegenüber.

WERDER.DE: Vielen Dank für die Zeit, Hannes!

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