Alfred Ries (* 5. Dezember 1897 in Bremen; † 25. August 1967 ebenda) trat bereits als Schüler dem damaligen Fußball-Verein „Werder“ bei. In seinen vielen Amtszeiten als Präsident prägte er diesen maßgeblich und nachhaltig. Viele Entwicklungen, die bis heute von großer Bedeutung sind, stehen mit ihm in Verbindung.
Das Wandbild im Umlauf des Ost-Oberrangs, das im Sommer 2024 im Weserstadion entstanden ist, soll an das Wirken von Alfred Ries erinnern und ihm ein Denkmal setzen. Zudem zeigt es mahnend eine Biografie, die es in dieser Form fast nicht gegeben hätte. Ries, der praktizierender Jude war, befand sich zwischen 1933 und 1945 auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, bevor er ab 1947 wieder für den SV Werder aktiv war. Nur wenige Wochen vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler verließ Ries Bremen und floh über Zwischenstationen in München und Marienbad nach Zagreb, wo er im Januar 1934 ankam.
Während seine Eltern im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet wurden, überlebte er in Südosteuropa trotz mehrfacher Verhaftungen. 1946 kehrte Ries nach Bremen zurück, wo er sich ab 1947 erneut für den Verein engagierte. Ohne ihn wäre der Verein nicht, was er heute ist.
Alfred Ries hatte beim SV Werder Zeit seines Lebens eine Vielzahl an unterschiedlichen Positionen inne. Mit Leidenschaft probierte er sich immer wieder in verschiedenen Sportarten aus, gekrönt von einem Einsatz für die erste Herrenmannschaft im Jahre 1914, die durch viele Kriegsdienste der eigentlichen Spieler personell stark ausgedünnt war.
Dennoch lagen die großen Verdienste von Ries zweifelsohne in seiner Arbeit als Funktionär, die zur gleichen Zeit mit seinem ersten Engagement als zweiter Schriftführer im Vorstand des Vereins begann. Um dies zu würdigen, zeigt das zentral zu sehende Motiv 4 des Wandbildes Ries am Schreibtisch sitzend, von dem aus er die Geschicke des Vereins lenkte. Es steht auch für die Ehrenämter außerhalb Werders, in denen Ries sich insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte: Ob als stellvertretender Vorsitzender des Norddeutschen Fußball-Verbandes (1949-1951), als Referent für Presse- und Werbefragen des Deutschen Fußballbundes, Gründungsvorsitzender der Deutschen Olympischen Gesellschaft Bremen und Vizepräsident des Deutschen Sportbundes Anfang der 1950er Jahre oder als Mitglied im Rotary Club Bremen und im „Club zu Bremen“.
Das besondere Wirken von Ries kann auch mit dem Ort assoziiert werden, an dem das Wandbild in seinen Ehren heute zu sehen ist, dem Weserstadion. Der als „Fußball-Verein ‚Werder‘“ gegründete Verein hatte seine ersten Spielstätten unter anderem auf dem Stadtwerder und in der Huckelriede.
Während der Amtszeit von Ries als Präsident Anfang der 1930er-Jahre zog man als Hauptpächter in das umbenannte Weser-Stadion ein und blieb diesem Standort bis heute treu. Aus diesem Grund zeigt das Motiv 3 das Stadion wie es zur Zeit des Einzuges des SV Werder aussah.
Bereits 1920 wurde aus dem „Fußball-Verein ‚Werder‘“ ein „Sport-Verein“. Grund für diese Umbenennung war die Öffnung des Vereins für weitere Sportarten. Auch Alfred Ries verstand den Verein in der Zeit seines Wirkens stets ganzheitlich und förderte neben dem Herrenfußball viele andere Sportarten, die im Verein angeboten werden. Darüber hinaus bemühte er sich auch stets darum, Bremen zum Austragungsort großer Wettbewerbe zu machen. Beispielhaft dafür steht das Motiv 1.
Die ersten deutschen Leichtathletikmeisterschaften der gerade erst gegründeten Bundesrepublik Deutschland fanden im August 1949 im Bremer Weser-Stadion statt. Auch hier konnten die Grün-Weißen punkten, womit sie ihre überregionale Klasse bewiesen.
Auf dem Bild sind Ernst Becker (110m Hürden, Silber), Karl Kluge (1500m, Gold) und Walter Janßen (Diskus, Bronze) zu sehen, die vor einem Werder-Spiel von Alfred Ries geehrt werden. Historisch bemerkenswert: Karl Kluge nahm noch wenige Jahre zuvor im Namen der Hitlerjugend an sportlichen Wettbewerben teil. Nur vier Jahre nach dem Ende des Krieges wird er hier vom Juden Alfred Ries geehrt.
Einer der größten Momente im Leben von Alfred Ries war zugleich auch einer der größten des SV Werder: Im Jahre 1965 gewinnen die Grün-Weißen erstmalig die Deutsche Meisterschaft in der noch jungen Bundesliga. Als Außenseiter in die Saison gestartet, konnte die Mannschaft nach dem 17. Spieltag nicht mehr von der Tabellenspitze verdrängt werden. Dabei überzeugte insbesondere Werders Defensive. Mit nur 29 Gegentreffern in 30 Spielen hat der SVW die beste Abwehr der Liga.
Am vorletzten Spieltag gegen Borussia Dortmund kann das Rennen um den Titel im heimischen Weser-Stadion vor 40.000 Menschen vorzeitig entschieden werden. Wie wenig die Fans mit dem Gewinn der Meisterschaft gerechnet hatten, zeigt das Transparent, das auf Motiv 2 dargestellt ist. „Wer glaubt an Spuk + Geister – Werder wird Meister“ steht hier in großen Buchstaben geschrieben.
Auch in dieser Epoche war Alfred Ries Präsident des Vereins. Somit ließ er es sich nicht nehmen, bei vielen der Ehrungen dabei zu sein oder sie selbst durchzuführen. Motiv 6 zeigt Ries bei der Medaillenübergabe an die Meistermannschaft. Am 18. Mai 1965 folgte die Übergabe der Meisterschale in der Bremer Stadthalle.
Dabei zeigt sich Ries auf Motiv 5 – neben DFB-Generalsekretär Hans Paßlack (2.v.l.) – sichtlich erfreut über den Erfolg, während der Mannschaftskapitän und späterer Ehrenspielführer Arnold „Pico“ Schütz von DFB-Präsident Dr. Hermann Gösmann (r.) die Trophäe überreicht bekommt.