Allgemeiner Politik Thread

Dieses Thema im Forum "Archiv - Off Topic" wurde erstellt von Niedersachse, 15. November 2008.

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  1. Felissilvestris

    Felissilvestris

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    Das ist doch aber genau das, was ein Koalitionsvertrag auflösen soll. Die strittigen Punkte zwischen den verschiedenen Partner zu klären. Die Punkte, in denen man sich einig ist, bedürfen ja keiner Klärung, sondern die schreibt man einfach auf die Agenda.
    Was viele auch nicht wissen ist beispielsweise, dass die Euro-Frage in der FDP, auch in der Fraktion, total kontrovers ist. Und als Liberaler kann man eigentlich die Linie der Regierung in dieser Frage derzeit nicht unterstützen. Wir machen den gleichen Fehler in der Eurozone, den wir auch in der Bundesrepublik gemacht haben, nämlich, dass alle für alle haften.
     
  2. Bremen

    Bremen Moderator

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    +5
    Selbstverständlich sollte ein Koalitionsvertrag weitesgehend die strittigen Punkte geklärt haben. Aber damit eine Regierungskoalition auch handlungsfähig ist bzw. werden kann, muß man auch den Faktor Zeit entpsprechen berücksichtigen, so daß bei dieser komplexen Materie nicht alles in einem begrenzten Zeitfenster vereinbart werden kann, auch weil die politischen Mühlen oftmals sehr langsam mahlen.

    Inhaltlich gibt es bei alle Beteiligten sicherlich Punkte, die sie gerne durchgesetzt hätten, aber wie sagte der ehemalige französische Ministerpräsident und Friedensnobelpreisträger Aristide Briand doch so zutreffend: "Ein Kompromiß ist dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind."
     
  3. Felissilvestris

    Felissilvestris

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    +7
    Ein wenig mehr Zeit hätte man sich schon lassen können. Wäre in meinen Augen eher unproblematisch gewesen. Und es gibt ja kaum Kompromisse, sondern hauptsächlich irgendwelche Prüfaufträge und das ist für mich kein durchdachter Fahrplan. Vieles ist mir zu halbherzig.
    Und jetzt geht das Rumgeeire in der Energiepolitik los. Es gab da einen ganz klaren Fahrplan, der einen realistischen Weg in die Zukunft gewiesen hat. Jetzt will man alles beschleunigen. Ich bin da mal gespannt, was da am Ende rauskommt. Die Bürgerinitiativen gegen den Netzausbau haben ja gestern schon ihre "Befürchtungen" geäußert, dass die Mitbestimmung bei den Bauprojekten ausgehebelt wird. Konsequent wäre beispielsweise mal alle Subventionen und staatlichen Eingriffe im Energiemarkt zu unterlassen. Dann kann man doch schauen, welchen Strom die Menschen kaufen.
    Diese Land erscheint weiterhin erstarrt. Und genau diese Erstarrung aufzubrechen habe ich mir erwartet. Gilt auch für die Steuer- und Finanzpolitik.
     
  4. Bremen

    Bremen Moderator

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    Das liegt eben daran, daß die politischen Mühlen eben sehr langsam mahlen, wenn man mit der Unterzeichnung eines Koalitionsvertragses so lange wartet, bis alle Ausschüsse sich geeinigt haben, ist die Legistaturperidode schon vorbei.

    Schnelles Handeln ist dort nicht unbedingt eine Stärke; es sei denn, daß man durch Ereignisse wie in Fukushima den Verlust der Regierungsverantwortung bei den bevorstehenden Wahlen befürchtet, so daß man wie die geköpften Hühner über den Hof rennt und gegenteilig zu dem agiert, was man Monate vorher politisch durchgesetzt hat.
     
  5. Felissilvestris

    Felissilvestris

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    +7
    Genau dieses "kopflose agieren" wird eher für die Verlust der Regierungsverantwortung sorgen als eine nüchternes und stringentes Handeln.
    Im Moment mache ich mir wirklich mehr Sorgen, um unsere wirtschaftliche Zukunft. Und das betrifft dann auch direkt die eh schon völlig überbordenen sozialen Sicherungssysteme. Dieses Eurorettung wird Deutschland weit über unsere Leistungsmöglichkeiten belasten. Europa wird - ähnlich wie die Bundesrepublik - zu einer Transfergemeinschaft. Dies ist in meinen Augen die folgenschwere Fortsetzung der katastrophalen ro/grünen Währungspolitik. Länder, die nicht mehr in der Lage sind, eine wirtschaftliche und finanzpolitische Stabilität zu gewährleisten gehören aus dem Euro und dem Binnenmarkt suspendiert.
     
  6. Mick_666

    Mick_666 Guest

    :tnx: :tnx: :tnx:
     
  7. gelöscht

    gelöscht Guest

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    Du weisst aber auch, dass dies
    1. politische Zahlen sind
    und
    2. die aktuelle Regierung zu diesen Ergebnissen wie die Jungfrau zum Kinde gekommen ist.

    Zum Thema Atomausstieg haben unsere europäischen Nachbarn eigentlich alles gesagt. Diese Diskussion ist emotional getrieben und nicht rational.
     
  8. Felissilvestris

    Felissilvestris

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    +7
    Wenn du damit meinst, dass die statistischen Erhebungen nicht zu 100% die Realität abbilden, dann stimme ich dir zu. Allerdings hat sich beispielsweise die Berechnungsmethode der Arbeitslosenzahlen seit 2002 nicht mehr verändert. Folglich sind die genannten Zahlen vergleichbar.

    Das sehe ich entschieden anders. Allein das Wachstumsbeschleunigungsgesetz hat ein Entlastungsvolumen von 25 Mrd. Euro gehabt. Das hat deutlich Wirkung gezeigt.
     
  9. gelöscht

    gelöscht Guest

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    Ob die Zahlen vergleichbar sind oder nicht kann ich nicht beurteilen. ist auch nicht mein Punkt.

    In jedem Fall sind das Zahlen die sich in der Realität nicht wiederfinden, nicht einmal ansatzweise 100%. Die Arge zieht dabei jedes Register bzw. jede Maßnahme um die Statistik so positiv wie möglich aussehen zu lassen. Kennst Du aktuelle Schätzungen über die Höhe der stillen Reserve und die verdeckte Arbeitslosigkeit?


    Westerwelle hätte vor zwei Jahren gesagt: Freibier hebt die Stimmung ;).

    Aber im Ernst wie sieht denn die deutliche Wirkung aus? Kann man das quantifizieren? Wieviele neue Arbeitsplätze wurden bspw. in der Hotelwirtschaft geschaffen durch die Umsatzsteuersenkung?
     
  10. Bremen

    Bremen Moderator

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    +5
    Eine Eurorettung wird Deutschland sicher belasten, aber es ist sowohl für Währunsgexperten als auch einem (T)Euro-Kritiker wie mich nur das kleinere Übel. Denn auch wenn wir für manche Euro-Länder bluten müssen, so gewährleistet uns der € trotz der „Pleitestaaten“ eine relativ stabile Währung - und das nicht nur, weil der € hinter dem US-$ im Ranking der Leitwährungen auf Platz 2 steht und somit ohnehin für eine gewisse Stabilität steht.

    Begründung: Die D-Mark war eine der stabilsten Währungen der Welt, bis zur Deutschen Einheit sogar zeitweise „härter“ als der seinerzeit dahingehend viel gerühmte Schweizer Franken. Diese Stärke wäre ihr aber im 21. Jahrhundert zum Verhängnis geworden, weil die D-Mark dadurch attraktiv für die Heuschrecken der Finanzwirtschaft geworden wäre, so daß diese es relativ leicht gehabt hätten, sich an Spekulationsgewinnen auf Kosten der Stbilität der D-Mark zu bereichern. Die Einführung des € hat den Mißbrauch unserer Währung als Spekulationsobjekt im großen Stil verhindert, weil die hohe €-Geldmenge stärker vor Wertverlusten durch Spekulationen schützt als die umgerechnet nur ca. ¼ so große Geldmenge der nominell stärkeren D-Mark.

    Unter diesem Gesichtspunkt wäre eine Suspendierung der Staaten, die erforderliche wirtschaftliche Kriterien nicht erfüllen können, der falsche Weg, so das wir aus dieser Nummer ohne Schwächung des € nicht mehr verlustfrei rauskommen: entweder wird der € durch das „Mitdurchziehen“ dieser Länder geschwächt oder durch ihre Suspendierung bedingte geringeren Geldmenge. Verlustfrei wäre es nur gewesen, wenn man die Aufnahmekriterien sowie die Regularien für die Wirtschaftspolitik restriktiver gehandhabt hätte, aber dafür ist es jetzt zu spät.

    Diese Fehlentscheidungen wurden auf europäischer Ebene getroffen, so das es eine Verklärung der Sachlage ist, dies einer bestimmten nationalen Regierungskoalition alleine anzulasten. Abgesehen davon, erstreckt sich die Entstehungsgeschichte über mehrere Jahrzehnte, so daß die alleinige Verantwortung dafür wohl kaum in 7 Jahren Rot-Grün liegen kann. Zur Erinnerung: Das Europäische Währungssystem, welches vom damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) und seinem französischem Amtskollegen Valéry Giscard d’Estaing (von der bürgerlich-liberalen UDF) Ende der 70er Jahre entwickelt wurde, hatte das Ziel einer Währungsstabilität innerhalb der Europäischen Gemeinschaft, womit auch die europäischen Währungen gegenüber dem US-$ gestärkt werden sollten. Diese Stabilität war auch Grundvoraussetzung für das Ziel einer gemeinsamen europäischen Währung (zunächst nur als Verrechnungswährung ECU), bevor die Maastrichter Verträge von 1992 – für die im Bundestag 95% der Parlamentarier zustimmten - den rechtlichen Rahmen für eine weitere Umsetzung der Währungsunion bis hin zur Einführung des Euro als gesetzliches Zahlungsmittel anno 2002 schafften. Diese Vorgehensweise wurde über die Jahrzehnte von sämtlichen Bundesregierungen, egal ob rot-gelb, schwarz-gelb oder rot-grün mitgetragen, so daß seit Ende der 70er Jahre jede Regierungspartei ihren Teil zum Status Quo dazu beigetragen hat.

    Hinzu kommt, daß in der Währungspolitik nicht alleine in den Händen der nationalen oder europäischen Legislative liegt, sondern „im Hintergrund“ sowohl die staatlichen Banken als auch die(internationale) Finanzwirtschaft maßgeblich an den Strippen ziehen. Die staatlichen Banken z.B. agieren primär für nationale Interessen statt Strategien zu entwickeln und umzusetzen, die einer europäischen Ausrichtung und damit der Stabilität der gemeinsamen Währung dienen; Helmut Schmidt hat diesbezüglich die Nachfolger von Bundebankpräsident Hans Tietmeyer sinngemäß mal als „Reaktionäre, die nicht liberal denken können und europäische Integration nicht*verstanden haben“ tituliert. Daß nationale Banken und die Finanzwirtschaft überhaupt so frei agieren können, liegt daran, daß es den staatlichen Organen leider an qualifiziertem Personal fehlt, welches sich in dem komplizierten Geflecht der internationalen Geld- und Kapitalmärkte und des Bankensystem inkl. der Schattenbanken so gut auskennt, um eine zuverlässige Bankenaufsicht durchführen zu können. Die millionenschweren Verluste von HSH-Nordbank, der West LB oder der Bayern LB sind nur drei exemplarische Beispiele.
     
  11. @Bremen
    Bravissimo! :tnx:

    Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass für mich die Europäische Union auch bedeutet, dass man sich als Gemeinschaft in Krisenzeiten gegenseitig hilft. Und zwar zunächst erst einmal unabhängig davon, wer Schuld an einer Krise trägt.

    Daneben hätte ein Austritt diverser Länder aus der Euro-Zone natürlich auf uns als Exportnation aufgrund der daraus folgenden Währungsschwankungen gravierende negative Folgen.
     
  12. Felissilvestris

    Felissilvestris

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    +7
    Bei allem Respekt, aber du diskutierst am Problem dabei. Das Problem ist die Entwicklung hin zu einer Transferunion. Und genau das ist folge der Aufweichung des Eurostabilitätspaktes und des Wegschauens bei der Aufnahme neuer Euroländer. Und genau dies hat unter der rot/grünen BReg begonnen, weil sie selbst nicht in der Lage waren einen stabilitätspaktkonformen Haushalt aufzustellen. Es geht eben auch nicht um ein zurück zu einer nationalen Währung. Das halte ich auch nicht zwingend für richtig und erforderlich für Deutschland. Allerdings hat man nicht umsonst bestimmte Regeln für den Euro aufgestellt. Diese werden jetzt mit Füßen getreten.
    Es ist eben imho nicht die Aufgabe des deutschen Steuerzahlers die sozialpolitischen Wohltaten irgendeiner anderen europäischen Regierung zu bezahlen.
     
  13. Deutsche Kernkraftwerke gehen aus taktischen Gründen vom Netz: Wirtschaftsminister Rainer Brüderle hat nach SZ-Informationen vor der Spitze der deutschen Industrie gesagt, dass die anstehenden Landtagswahlen der Grund für den plötzlichen Sinneswandel der Regierung in der Atompolitik sind.

    Auszug aus dem Protokoll: "und wies erläuternd darauf hin, dass angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen Druck auf der Politik laste und die Entscheidungen daher nicht immer rational seien." Im Übrigen sei er, Brüderle, ein Befürworter der Kernenergie, auch mit Rücksicht auf Branchen, die besonders viel Energie verbrauchen. "Es könne daher keinen Weg geben, der sie in ihrer Existenz gefährde".

    Geahnt hat man es ja schon, aber jetzt haben wir Gewissheit. Wir haben eine Bundesregierung, die aus reiner Machtgeilheit das Volk betrügt und der Atomlobby zielgenau in den Allerwertesten kriecht. Was für ein erbärmlicher Haufen.

    Bleibt nur zu hoffen, dass die Wähler am Sonntag die richtige Antwort geben, und das die Opposition im Bundestag der Bundesregierung jetzt mal richtig einheizt.

    http://www.sueddeutsche.de/politik/atompolitik-und-landtagswahlen-bruederle-und-die-bosse-1.1076394
     
  14. Felissilvestris

    Felissilvestris

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    Und? Die Entscheidung ist ja auch nicht rational gefallen, sondern aufgrund des öffentlichen Drucks. Habe das hier ja auch mehrfach kritisiert. Würde sogar wetten, dass die Entscheidung genauso gefallen wäre, wenn keine Landtagswahlen wären vor dem Hintergrund Fukushima. Halte das also nicht wirklich für ein wahlkampftaktisches Manöver, sondern für puren Populismus, wohlwissend, dass wir die AKW noch brauchen, um den Umstieg zu schaffen.

    Spätestens im Mai wird Deutschland Strom aus dem Ausland importiert werden müssen, da dann weitere AKW in die geplante Revision gehen. Und wir sind energiepolitisch eh schon zu einem Großteil vom Ausland abhängig. Dies ist geopolitisch hochproblematisch und mach Deutschland erpressbar.

    Im übrigen ist dieser Populismus auch nicht besser oder schlechter als der Überbietungswettbewerb, den gerade die Oppositionsparteien bei dem endgültigen Ausstieg vorlegen. Wohlwissen, dass die derzeitige Lieferzeit für Windkraftwerke gut zwei Jahre beträgt, uns Pumpspeicherkraftwerke und gut 3600 KM Leitungen fehlen.
     
  15. Bremen

    Bremen Moderator

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    Grundsätzlich kann man darüber disktuieren, ob der deutsche Steuerzahler (oder auch der Steuerzahler anderer EU-Staaten, denn wir sind ja nicht der alleinige Zahlmeister) für die Mißwirtschaft Dritter innerhalb der EU aufkommen sollte. Vom persönlichen Empfinden stimme ich Dir dahingehend sogar zu, aber andererseits profitieren wir auch von EU bzw. der Eurozone (z.B. dem Binnenmarkt oder die gestern erwähnte Schutz der Währung als Spekulationsobjekt), so daß man wie in jeder Gemeinschaft auch nicht nur von den Rechten oder Annehmlichkeiten profitieren kann, sondern auch seine Pflichten erfüllen muß. Eine solche Mitgliedschaft kann nur binär sein: 0 oder 100%, dazwischen gibt es nichts und anderes würde auch nur den Argwohn und das Nachahmungsbedürfnis der anderen Mitgliedsstaaten schüren und das wäre das Aus für eine solche Gemeinschaft.

    Daß der Stabilitätspakt aufgeweicht wurde, lag nicht alleine an der rot-grün Politik in Deutschland, denn 2002/2003 hat auch der zweitgrößte Geldgeber Frankreich seine Defizitgrenzen überschritten, was auch durch einen Wechsel von einer sozialistischen zu einer konservativ-liberalen Regierung im Frühjahr 2002 nicht verhindert werden konnte (und komm jetzt bitte nicht mit dem Argument, daß die sozialistische Regierung in Frankreich einen wirtschaftlichen Scherbenhaufen hinterlassen hat, das ist parteipolitisches Säbelrasseln, welches man jeder Vorgängerregierung des politischen Gegners vorwerfen kann). Oberflächlich betrachtet halte ich dieses Aufweichen auch für grundverkehrt, andererseits hätte es für die europäische Wirtschaft und ihre Währung fatale Folgen gehabt, wenn der ECOFIN-Rat ( Rat für Wirtschaft und Finanzen) bei beiden stärksten Nationen und damit auch größten Beitragszahler der EU im Stich gelassen hätte. Schließlich dient der Stabilitätspakt ja nicht nur dazu, um bei den Mitgliedstaaten einen ausgeglichenen Staatshaushalt sowie ein Einhalten der Schuldengrenze zu überwachen, sondern auch die Förderung von Stabilität und Wachstum, und dazu reicht es nicht, wenn man ohnehin schon strauchelnden Läufern, erst recht wenn es die beiden „Pacemaker“ sind, noch Knüppel zwischen die Beine wirft.
     
  16. Felissilvestris

    Felissilvestris

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    Der Wachstums- und Stabilitätspakt war Grundvoraussetzung für den Euro respektive die gemeinsame Währung. Und mich interessiert dabei Frankreichs Verhalten reichlich wenig. Ohne Zustimmung Deutschlands hätte es diese Aufweichung nicht gegeben. Und die Folgen dessen sehen wir genau jetzt. Deutschland wird allein mal wieder ein Viertel der gesamten Katastrophe schultern dürfen.
    So lange ist nicht in allen Euro-Ländern eine gemeinsame Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik gibt, hätte man den Stabilitätspakt nicht anrühren dürfen. Und es bestand in den Anfangsjahren des Jahrtausends keinerlei Veranlassung die "Maastricht-Kriterien" zu reißen. Aber man musste ja die teuren Wahlversprechen finanzieren. Da liegt das Problem. Es muss endlich mal gelernt werden, dass man wirklich mal nur das ausgibt, was man auch einnimmt. Und hier bin ich auch reichlich enttäuscht von der derzeitigen Bundesregierung. Mir gehen die Sparanstregungen nicht weit genug.
    Und straucheln tun die Läufer aus ganz eigenen Fehlern. Wie oben bereits gesagt: Man darf eben nur das ausgeben, was man einnimmt.
     
  17. Bremen

    Bremen Moderator

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    Welcher öffentlicher Druck? Die jüngsten Demos gegen die Atomkraft waren doch kleiner wie z.B. als die Demos Stuttgart 21 (wo es nur "nur" zu einem Schlichter gereicht hat), davon lassen sich die Regierenden egal welcher Couleur doch kaum umstimmen ["Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter." (Helmut Kohl)].

    Es war nicht nicht der öffentliche Druck, sondern genau wie es Rainer Brüdele es geäußert hat , waren es wahltaktische Gründe, die der Bundesregierung zu einem Umdenken bewogen hat. Für schwarz-gelb wäre der Verlust der Mehrheit in Baden-Württemberg ein kleines Disaster, denn das "Ländle" zählt zu den atomenergiefreundlichsten Ländern, ist das Stammland der Liberalen und der Ministerpräsident wird seit mehr als einem halben Jahrhundert von der Union regiert; hier die Mehrheit zu verlieren muß für Union und FDP ähnlich schlimm sein wie für uns Werder-Fans eine 0:7-Heimniederlage gegen den HSV.
     
  18. Felissilvestris

    Felissilvestris

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    Dir ist aber schon klar, dass die "Öffentlichkeit" in unserer heutigen Zeit hauptsächlich die Medienöffentlichkeit gemeint ist. Und wir hier derzeit erleben wie eine quasi Massenhysterie geschürt wird. Und genau darauf reagiert die Bundesregierung und einige Landesregierungen mindestens genauso hysterisch wie auch eben irrational. Und das ist imho eine Katastrophe. Die Gründe dafür habe ich bereits ausgeführt.

    Und was BW angeht, so wäre das sicherlich ein Schlag ins Kontor, allerdings habe ich dieses Land bereits im letzten Jahr für verloren gesehen. Und das wird sicherlich nicht an der Energiepolitik liegen, sondern vielmehr an dem fehlen einer stringenten liberalen Politik auf Bundesebene. Das habe ich ja auch schon erklärt. Brüderle hebt sich da im übrigen erstaunlich positiv ab. Die Libyenfrage aber insbesondere die Euro-Politik wird uns vielmehr Wähler kosten als die Energiepolitik. Gerade die Wähler, insbesondere unsere Stammwähler und auch die Parteibasis, der FDP sind deutlich für dieses Energiekonzept gewesen. Wir haben ja offen mit der Verlängerung geworben.
     
  19. Bremen

    Bremen Moderator

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    Findest Du es nicht widersprüchlich, daß Du Dich über Schuldenpolitik anderer Staaten echauffierst, für die wir Deutschen dann Zahlen müssen, aber andererseits Frankreichs Verhalten reichlich wenig interessiert?

    Was das Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben angeht, stimme ich Dir zu, aber mal "Butter bei die Fische", in welchem öffentlichen Haushalt in Deutschland sind Ausgaben unterhalb der Einnahmegrenzen Realität? Außer Ottersberg (wg. Dodenhof) fällt mir keiner ein, der sich in einer solch glücklichen Lage schätzen kann.
     
  20. Felissilvestris

    Felissilvestris

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    +7
    Ging nicht um die Schuldenpolitik, sondern deren Meinung zum Wachstums- und Stabilitätspakt. Soweit ich weiss wäre eine Aufweichung ohne die Zustimmun Deutschlands (Einstimmigkeitsprinzip) gar nicht möglich gewesen. Folglich ist mir die Meinung der französischen Regierung ziemlich egal.

    Da Fallen mir noch diverse Kommunen ein: Brühl (Baden) und Walldorf (Baden) sind mal zwei Beispiele. Aber es geht um die grundsätzliche Ausrichtung der Politik in diesen Fragen. Und hier nehme ich meine Partei in keinsterweise aus der Verantwortung.


    Zu Brüderle: BDI dementiert Brüderles Aussage zum Moratorium