„Dort kann eine besondere Wucht entstehen“

EX-WERDERANER ANTHONY JUNG IM EXKLUSIVEN WERDER.DE-INTERVIEW

18.09.25 von Colin Hüge | 4 Min

Anthony Jung im Werder-Trikot 2024/25 am Ball im Heimspiel gegen Kiel

Es ist eine besondere Rückkehr an die alte Wirkungsstätte: Ganze 130-mal trug Anthony Jung das Trikot des SV Werder Bremen. Nach dem Aufstieg mit den Grün-Weißen ins Fußball-Oberhaus und insgesamt vier Spielzeiten ist der gebürtige Spanier am Samstag, 20.09.2025, um 15.30 Uhr erstmals wieder im Weserstadion – allerdings als Gegner. Wie der 33-Jährige seinen Start beim SC Freiburg erlebt und mit welchem Ex-Bremer er im Vorfeld gesprochen hat, erklärt er im WERDER.DE-Interview.

WERDER.DE: Moin, Tony! Danke, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Wie hast du dich in Freiburg eingelebt? War es eine spezielle Umgewöhnung nach vier Jahren im Norden?

Anthony Jung: Moin. Wir als Familie sind gut angekommen und ich wurde von der Mannschaft sehr gut aufgenommen. Das Gesamtpaket stimmt hier einfach, weil gerade mit zwei Kindern sind da natürlich noch Themen, die da on-top kommen und die man bei seiner Entscheidung mitberücksichtigen muss. Meine Frau und ich haben uns aber gesagt, solange der „Große“ noch nicht in der Schule ist, sind wir da flexibel und so war die Entscheidung, nach Freiburg zu gehen, recht simpel.

WERDER.DE: Du hast im Vorfeld deines Wechsels mit Maximilian Eggestein, den wir auch noch sehr gut kennen, gesprochen. Was hat er dir erzählt? Mit deinen neuen Teamkollegen Eren Dinkci und Maximilian Philipp hattest du bei Werder sogar noch zusammengespielt.

Anthony Jung: Ich hatte mich kurz vor meiner finalen Entscheidung mit ihm ausgetauscht. Er hat seine Hilfe angeboten und stünde bereit, wenn es Fragen gibt. Er hat mir auch von der Mannschaft erzählt, dass das alles gute Jungs sind. Mein Eindruck von außen hat sich dann bestätigt. Ein großer Kern spielt schon sehr lange zusammen, das ist hier eine besondere Team-Chemie.

Anthony Jung mit Mikrofon in der Ostkurve
Im letzten Heimspiel 2024/25 wurde Anthony Jung von den Fans in der Ostkurve verabschiedet (Foto: W.DE).

WERDER.DE: Mit Vincenzo Grifo, Christian Günther, Philipp Lienhart oder auch Nicolas Höfler sind nur einige von vielen Spielern teilweise seit sechs Jahre oder noch länger da. Was macht die Truppe, die da zusammengewachsen ist, so besonders?

Anthony Jung: Die Jungs sind alle sehr offen und es wird sich gekümmert. Ich habe wirklich den Eindruck, dass in alle Richtungen Hilfe geleistet wird. Wir haben hier zum Beispiel große Unterstützung bekommen, was einen Kindergarten-Platz angeht. Hier wird sich unheimlich für einen eingesetzt und das merkt man. Ich denke, das ist nicht selbstverständlich.

WERDER.DE: Welche Rolle spielt da Julian Schuster als Cheftrainer? Und wie hast du ihn kennengelernt?

Anthony Jung: Er spielt da natürlich auch eine entscheidende Rolle. Bei meinen Gesprächen haben wir zum Beispiel gar nicht so viel über Fußball geredet, sondern viel über zwischenmenschliche Dinge. Das ist mir als Spieler wichtig, dass das passt und das hat gepasst. Es zeichnet ihn aus, dass er sehr offen ist, aber auch in seiner Arbeit sehr detailorientiert und akribisch. In Freiburg wird eine Umgebung geschaffen, die es für mich als Spieler leicht macht, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es macht einfach sehr viel Spaß.

WERDER.DE: Mit 33 Jahren und über 100 Bundesliga-Spielen gehörst du sicher zu den Erfahreneren Profis, aber du bist auch gleichzeitig der „Neue“. Wie sieht deine Rolle aus?

Anthony Jung: Erstmal ist es für mich ein absolutes Privileg, nochmal diese Chance bekommen zu haben nach den vier Jahren bei Werder, bei so einem Verein wie Freiburg spielen zu dürfen. Es war für mich klar, dass ich in der Rolle des Herausforderers bin. Die Qualität des Kaders, und wie dieser in der Breite aufgebaut ist, merkt man jeden Tag im Training. Für mich war es jetzt erstmal wichtig, dass ich gut ankomme, in das System reinfinde, weil wir mit einer Viererkette spielen, und meine Stärken auf den Platz bekomme. Ich habe mich bewusst für diese Herausforderung entschieden, weil ich auch ein Wettkampftyp bin.

"Wir sind nach den vier Toren von Werder gewarnt"

WERDER.DE: Stichwort Viererkette: Ein anderes System wird auch unter dem neuen Werder-Cheftrainer Horst Steffen gespielt. Verfolgst du noch deine alten Teamkollegen?

Anthony Jung: Ich habe mir so viel es ging natürlich angeschaut und mich über das 4:0 gegen Gladbach gefreut. Nach einem unglücklichen Start und vielen Verletzten haben sie gegen Leverkusen eine Charakterleistung gezeigt, auch darüber habe ich mich gefreut. Ich bin mit einigen noch im Kontakt, wie mit Marco Friedl, Mitchell Weiser oder auch mit Romano Schmid. Es ist sehr spannend, aus der Ferne zu sehen, was da passiert und was sich da entwickelt.

WERDER.DE: Auch ihr konntet am vergangenen Spieltag den ersten Saisondreier einfahren. Wie wichtig war der 3:1-Heimsieg im Derby gegen Stuttgart und auf was müssen wir uns am Samstag einstellen?

Anthony Jung: Der Start war natürlich nicht positiv mit sieben Gegentoren nach zwei Spielen gegen Augsburg und Köln. Deshalb war das jetzt ein äußerst wichtiger Sieg gegen Stuttgart. Ich glaube, man kann die Grundtugenden des SC Freiburg erwarten, dass wir intensiv und kompakt agieren und vor allem defensiv kompakt stehen wollen. Auch wir sind nach den vier Toren von Werder gegen Gladbach gewarnt. Und dass es im Weserstadion ohnehin schwierig wird, ist kein Geheimnis. Wenn es für Werder läuft, kann dort eine besondere Wucht entstehen. Deshalb bin ich sehr gespannt auf das Spiel.

WERDER.DE: Wie groß ist die Gefahr, dass du aus Versehen in die Heimkabine am Samstag läufst?

Anthony Jung: Es wird schon komisch für mich sein, in eine andere Kabine und auch in einer anderen Trikot-Farbe im Weserstadion zu sein (lacht). Ich freue mich sehr, wenn es auf die Reise geht nach Bremen. Es wird schön, die ganzen Gesichter rund um das Staff und die Spieler wieder zu sehen.

WERDER.DE: Und wir freuen uns auf dich, Tony. Vielen Dank für das Gespräch!

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