Der Kampf in Lehrte stand von vornherein unter keinem guten Stern. Es fehlten einige grün-weiße Stammkräfte und am Samstag vor dem Spieltag musste mit Daniel Chitsazian auch noch einer unserer besten Punktesammler krankheitsbedingt passen. Alexander Lattreuter sprang kurzfristig für ihn ein – der Wettkampf schien völlig offen, vielleicht sogar mit leichten Vorteilen für fie Gastgeber?!
Nach 2 Stunden schien alles offen: als Erster remisierte Peter Lichman am Spitzenbrett gegen den starken FM Nico Stelmaszyk. Nach einer sehr unklaren und komplizierten Eröffnung und einem ziemlich undurchsichtigen Mittelspiel einigten sich beide auf eine Punkteteilung.
Ebenfalls friedlich trennten sich etwas später Elmar Hagemann und euer Berichterstatter. Nach einer ausgeglichenen Eröffnung kam es im Mittelspiel zu einer scheinbar logischen dreifachen Zugwiederholung – was wir beide übersehen hatten: Weiß kann von der Zugwiederholung abweichen und steht nach einem kleinen, erzwungenen Intermezzo auf Gewinn! Glück gehabt …
Zu diesem Zeitpunkt schien mir noch ein positiver Ausgang des Wettkampfs gut möglich. Aber dann ging es Schlag auf Schlag: Zunächst musste Alexander Lattreuter gegen den 300 ELO-Punkte stärkeren Thore Meiwes den Punkt abgeben. Er wurde schon in der Eröffnung auf dem falschen Fuß erwischt, aber konnte mit etwas Glück und viel Geschick die Stellung halten und kam dem Ausgleich sehr nahe. Aber der Lehrter machte weiter Druck und konnte, auch bedingt durch Alexanders Zeitnot, den Sieg nach Hause bringen. 1:2.
Bei Olaf Steffens an Brett 4 hatte sich mittlerweile das Blatt vollständig gedreht. Olaf war gut aus der Eröffnung gekommen und die Stellung schien einiges Angriffspotenzial zu bieten … aber irgendwie kam Olaf mit der Stellung nicht zurecht, sein Gegner konnte sich konsolidieren, übernahm die Initiative und konnte noch vor der Zeitkontrolle die Partie gewinnen. Währenddessen gab es am Nebentisch bei Nils-Lennart Heldt einen fast identischen Zusammenbruch. Auch Nils hatte die originelle Eröffnung seiner Gegnerin Marine Zschischang gut pariert und eine aussichtsreiche Stellung. Aber auch hier geriet der Werderaner in die Defensive, die Lage wurde brenzlig und in Zeitnot ging die Partie endgültig verloren – 1:4 und der Wettkampf war nicht mehr zu retten.
Zwischendurch gab es einen überraschenden Lichtblick: Max Weidenhöfer hatte aus der Eröffnung heraus eine äußerst bedenkliche Stellung und wandelte stundenlang am Abgrund. Aber er verteidigte sich zäh, konnte seinem starken Gegner Anton Weigand immer wieder Probleme stellen und bekam in großer Zeitnot plötzlich eine unerwartete Konterchance: Ein Schach, ein Qualitätsopfer und sein Gegner befand sich im Mattnetz! Wie schon in Nordhorn konnte Max einen glücklichen, aber auch hart erkämpften Sieg an seine grün-weiße Fahne heften.
Ganz und gar unglücklich waren die beiden verbliebenen Werderaner: Reiner Franke am 7. Brett hatte seinen Gegner in der Eröffnung klar überspielt, bessere Stellung und viel mehr Zeit. Aber irgendwie gelang es ihm nicht, den Vorteil zu verdichten, trotz großer Zeitnot hielt sein junger Gegner die Stellung zusammen … und schließlich kam Reiner in immer noch ausgeglichener Stellung ebenfalls in Zeitnot und verlor. Und an Brett 3 hatte David Kardoeus eine glatte Gewinnstellung herausgespielt, die er in Zeitnot ebenfalls erst zum Ausgleich und schließlich zur Niederlage einstellte.
Was für ein Drama! Oder doch die „Kunst der (zähen) Verteidigung“? Jedenfalls gab es an diesem Sonntag nur sehr wenige „logische“ Partieverläufe. Vielleicht hatten wir unser Glücksreservoir für diese Saison schon beim Sieg in Nordhorn aufgebraucht.
In der letzten Runde spielen wir am 13. April (Kasparovs Geburtstag!) zu Hause gegen den Tabellenletzten, die SG Osnabrück. Hoffentlich gelingt es uns, die Saison ordentlich zu Ende zu bringen!