"Wir zählen die Tage und Stunden rückwärts"

FRITZY KROMP UND BIRTE BRÜGGEMANN VOR DEM NORDDERBY IM WESERSTADION

09.10.25 von Moritz Studer | 4 Min

Fritzy Kromp klatscht in die Hände.

Die WERDERFRAUEN kehren ins Weserstadion zurück! Bevor die Grün-Weißen am Samstagabend, 11.10.2025, 17.45 Uhr (live in der ARD, auf DAZN, Magenta und im Live-Ticker auf WERDER.DE) im Nordderby auf den Hamburger SV treffen, beantworteten Cheftrainerin Fritzy Kromp und Birte Brüggemann, Leiterin der Abteilung Mädchen- und Frauenfußball, die Fragen der Journalist*innen.

Fritzy Kromp über...


…das Stadionspiel: „Wir zählen die Tage und Stunden rückwärts. Es wird viel los sein und zum ersten Mal gegen den HSV um Punkte für uns gehen. Es gilt, die Favoritenrolle anzunehmen, worauf wir uns freuen. Wir sind stolz darauf, die vorherigen Zahlen zu toppen und die Begeisterungsfähigkeit in der Stadt ehrt uns, was uns Druck im positiven Sinne gibt.“

…den Gegner: „Im Vordergrund steht, wie sich der HSV bislang präsentiert hat. Ich kenne den Klub aus meiner Zweitliga-Tätigkeit bei Eintracht Frankfurt, wo sie als Aufstiegsfavorit gestartet sind und im zweiten Jahr das auch geschafft haben. Sie haben einen Umbruch auf Trainerteamseite und im Kader hinter sich. Sie sind in der Liga angekommen und haben mutige Phasen in ihrem Spiel. Ich gehe trotzdem erstmal von einem tiefen Block aus, bei dem wir Geduld und ein gutes Positionsspiel brauchen, um diesen zu knacken.“

…Rotation: „Taktisch haben wir in den letzten Wochen immer wieder Dinge verändert, um den Gegner zu überraschen. Das ist uns in Wolfsburg stellenweise gelungen, in München haben wir erstmals mit einer Fünferkette gespielt – es geht darum, das Repertoire zu erweitern. Trotzdem ist es auch wichtig, dass wir unserer Linie treu bleiben und nicht für ein besonderes Spiel alles anders machen wollen.“

…die Vorbereitung auf die Kulisse: „Wir haben einige Spielerinnen, die in Hamburg nicht dabei waren und noch nicht vor so einer Kulisse gespielt haben. Meine höchste Zuschauerzahl war ein EM-Finale in Borisov vor 15.000 Zuschauern und daher ist es auch für mich komplettes Neuland, sodass ich sehen werde, wie viel man kommunizieren kann. Wir wollen in den Vordergrund stellen, dass es ein Spiel wie jedes andere auch ist, auf der anderen Seite aber auch alles aufsaugen, weil jede Spielerin von so einem Erlebnis träumt.“

…Larissa Mühlhaus: „Larissa ist eine außergewöhnliche Fußballerin, die ich schon seit der U17 kenne, wo sie im erweiterten Kader war. Sie hat schon beim HSV für viel Aufsehen gesorgt, weil sie immer viele Tore geschossen hat. Sie ist eine absolute Ausnahmespielerin und wir sind froh, dass sie sich als Hamburger Mädchen für Werder Bremen entschieden hat.“

Fritzy Kromp auf dem PK-Podium.
Kromp und Brüggemann beantworteten die Fragen der Journalist*innen auf der Pressekonferenz (Foto: WERDER.DE).

Birte Brüggemann über...


…das Stadionspiel: „Es ist unser viertes Highlightspiel und dass es so voll sein wird wie nie, ist in dieser Dimension eine Symbolik der Weiterentwicklung. Ich freue mich persönlich sehr über das erste Nordderby, weil ich die alten Zeiten des HSV noch mitbekommen habe. Insofern freue ich mich auf ein sehr spannendes und historisches Spiel auch aufgrund der Erlebnisse in Hamburg.“

…die Rivalität: „Ich bin mit meiner Kollegin Saskia (Anm. d. Red.: Breuer, Koordinatorin für Frauenfußball beim Hamburger SV) in einem sehr guten Austausch. Es fühlt sich natürlich gut an, das Nordderby zu gewinnen, wir wollen aber jedes Spiel gewinnen. Wir haben noch einen guten Kontakt zu Christin Meyer, auch wir haben mit Lena Petermann und Larissa Mühlhaus Spielerinnen mit HSV-Vergangenheit, sodass es auch ein Wiedersehen ist. Es ist eher so, dass wir untereinander profitieren.“

…mehr Frauen-Spiele im Weserstadion: „Nach den Stadionspielen vorher herrschte eine Euphoriewelle und es kam die Frage auf, warum wir das nicht häufiger machen. Wir gehen das ganze als Highlightspiele an und zur Wahrheit gehört, dass weniger Leute kommen würden, wenn wir es häufiger machen. Ein weiterer schöner Nebeneffekt ist, dass wir damit Geld verdienen und wenn wir vor leereren Rängen spielen, draufzahlen müssten.“

…friedliche Fans: „Vor dem Spiel in Hamburg kam schon ein bisschen die Angst auf, weil es das Nordderby länger nicht mehr gab. Als ich damals aus dem Bus gestiegen bin, wurden wir aber nicht bepöbelt, sondern regelrecht in den Arm genommen. Es war ein sportliches Ereignis, wie wir es uns wünschen. Ob es ein Vorbild für die Männer ist? Es wäre wünschenswert. Der feine Unterschied des Frauenfußballs ist, dass wir ein ganz anderes Zuschauerpublikum haben mit Familien und vielen Kindern.“

…Europa: „Da sind wir schon noch sehr weit weg. Was ganz wichtig für den Fußball ist, dass wir uns nachhaltig entwickeln und den Nachwuchs sowie die Strukturen nicht vergessen. Wir haben eher die Vision, nochmal ein Pokalfinale zu schaffen, wozu aber auch immer Los- und Spielglück gehört.“

…die Entwicklung des Frauenfußballs: „Im Klub und auch bundesweit haben sich viele Türen geöffnet. Wir haben viel bewegt und ich bin ein Verfechter von Entwicklungsschritten – ein großer muss nicht immer der Richtige sein. Wir wollen bleiben und konstant bleiben, unser Motor und Ernährer sind aber nach wie vor unsere Männer.“

Weitere News