Klare Kante beim Werder-Konvent: „Wir streiten auch, aber nie öffentlich“

02.10.25 von Martin Lange | 4 Min

Clemens Fritz mit einem Mikrofon in der Hand.

Mehr als 200 Vereinsmitglieder sorgten beim Werder-Konvent 2025 für einen Rekordbesuch. Sie nutzten traditionell die exklusive Möglichkeit, mit den Verantwortlichen der Grün-Weißen ins Gespräch zu kommen.

Dabei erlebten die Teilnehmenden im VIP-Bereich des Weserstadions unter der unterhaltsamen Leitung von Manfred Jacobi, Vorsitzender des ausrichtenden Ehrenrats, Gesprächsgäste aus der Werder-Führung, die offen, gut gelaunt und mit klaren Vorstellungen über die aktuelle Situation und die zukünftigen Ziele sprachen und ausführlich Rede und Antwort standen.

In Halbzeit eins der Veranstaltung feierten Bundesliga-Cheftrainer Horst Steffen und Fritzy Kromp, Cheftrainerin der WERDERFRAUEN, ihre Werder-Konvent-Premiere und wurden dabei auf dem Podium von Clemens Fritz, Geschäftsführer Fußball, unterstützt. Neben der Tatsache, dass die beiden neuen sportlich Verantwortlichen verrieten, nach intensiven und arbeitsreichen ersten Wochen neugierig darauf zu sein, demnächst ihre Wahlheimat Bremen und das Umland noch besser zu erkunden und kennenzulernen, offenbarten sich zahlreiche weitere Parallelen. So gaben sowohl Fritzy Kromp als auch Horst Steffen zu, dass sich ihr Leben nahezu rund um die Uhr um den Fußball dreht, und betonten, wie groß die Leidenschaft für ihre jeweilige Aufgabe ist.

Horst Steffen und Fritzy Kromp auf der Bühne.
Horst Steffen & Fritzy Kromp feierten ihre Premiere beim Werder-Konvent (Foto: WERDER.DE).

Beim Blick auf das bevorstehende und mit Spannung erwartete Heimspiel gegen den FC St. Pauli kündigte Horst Steffen an: „Wir wollen energiereich spielen, die Fans im Weserstadion mitnehmen und die drei Punkte in Bremen behalten. Alle freuen sich riesig auf dieses Duell.“ Fritzy Kromp zeigte sich derweil nach dem jüngsten Erstrunden-Erfolg im DFB-Pokal bei Regionalligist Victoria Hamburg und sieben Zählern aus den ersten vier Liga-Spiele zufrieden mit dem Saisonstart ihres Teams. Die Cheftrainerin verriet: „Dass wir im Pokal zuletzt die Spielzeit auf viele Spielerinnen verteilen konnten und diese Aufgabe souverän bewältigt haben, hat die Mannschaft noch näher zusammengebracht.“

Für die Zukunft unterstrich die erfahrene Fußballlehrerin angesichts des immer intensiveren Wettbewerbs in der Google Pixel Frauen-Bundesliga und zahlreicher Vereine, die über andere finanzielle Mittel verfügen als der SV Werder: „Wenn wir auch zukünftig in dieser Liga mitspielen wollen, müssen wir uns weiter professionalisieren, die Strukturen verbessern und viele richtige Entscheidungen treffen.“ Geschäftsführer Clemens Fritz nahm diesen Ball auf und bestätigte: „Wir wollen uns stets in allen Bereichen weiterentwickeln, insbesondere auch im Frauen- und Mädchenfußball, und freuen uns, dass wir eine sehr ambitionierte Trainerin bei uns haben, die diese Entwicklung mit vorantreibt.“

Fritzy Kromp richtete ihren Blick derweil auch auf die Talentförderung im weiblichen Bereich: „Für Mädchen ist es immer noch erheblich schwieriger als für Jungs, eine gute fußballerische Ausbildung zu bekommen.“ Und nicht nur das – Kromp mahnte auch an: „Wir müssen uns nicht nur in den Vereinen und im deutschen Fußball, sondern als gesamte Gesellschaft darüber Gedanken machen, was wir verändern können, damit noch mehr Mädchen Interesse haben und die Chance bekommen, Fußball zu spielen.“

Hubertus Hess-Grunewald begrüßt Mitglieder.
Präsident Hubertus Hess-Grunewald & Co. begrüßten eine Rekord-Besucherzahl (Foto: WERDER.DE).

In Halbzeit zwei des Werder-Konvents 2025 stellten sich Dr. Hubertus Hess-Grunewald, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender der Grün-Weißen, und Klaus Filbry, Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung, den Fragen von Manfred Jacobi und den Mitgliedern. Dabei unterstrich Filbry die erfolgreiche finanzielle Konsolidierung der Kapitalgesellschaft und zeigte die aktuellen Ziele – insbesondere hinsichtlich der Bundesliga-Fußballer – auf: „Für uns geht es immer darum, sportlich den nächsten Schritt zu schaffen. Dabei wollen wir junge Spieler entwickeln und Werte schaffen, um unsere finanzielle Situation weiter zu verbessern.“ Daher habe das Vorantreiben der infrastrukturellen Themen – Neubau der Räumlichkeiten am Stadion „Platz 11“, Erneuerung der Trainingsplätze und Bau des Fußballcampus – eine herausragende Bedeutung.

Bereits im Vorfeld der Veranstaltung hatten gut 30 Mitglieder die Chance genutzt, sich von Geschäftsführer Tarek Brauer und Peter Rengel, Leiter Infrastruktur, die aktuellen Bauprojekte und den Fortschritt der Arbeiten auf dem Trainingsgelände in der Pauliner Marsch direkt vor Ort erklären zu lassen. Dr. Hubertus Hess-Grunewald stellte im Rahmen des Werder-Konvents die Bedeutung der Modernisierungen für den Breitensport des Vereins heraus: „Auch der eV hat ein großes Interesse an der Verbesserung der Infrastruktur und wird von den neuesten Standards und der größeren Anzahl an Trainingsplätzen enorm profitieren. Daher war von Anfang an klar, dass wir uns finanziell mit einem signifikanten Betrag an den Baumaßnahmen beteiligen.“

Tosenden Applaus erntete Hess-Grunewald, als er die tagesaktuelle Mitgliederzahl von mittlerweile 66.700 verriet. „Das ist eine tolle Entwicklung, auf die wir sehr stolz sind. Unser Ziel ist es, diese Zahl in den kommenden Monaten weiter zu steigern.“ Mit Blick auf die immer größer werdende Werder-Familie und insbesondere die Verantwortlichen in der Führungsspitze von eV und KG unterstrich der Werder-Präsident: „Wir sind nicht immer einer Meinung, sondern reiben uns auch, haben aber immer ein gemeinsames Ziel und am Ende auch eine gemeinsame Lösung.“

Mitglieder sitzen im Veranstaltungsraum und richten den Blick zur Bühne.
Das Publikum stellte den Werder-Verantwortlichen auch kritische Fragen (Foto: WERDER.DE).

Bereits in der ersten Halbzeit der Veranstaltung hatte Geschäftsführer Clemens Fritz auf die Anmerkung eines Mitglieds, dass es von außen betrachtet zu wenig kritische Auseinandersetzungen in der Werder-Familie gebe, klar Position bezogen und widersprochen: „Intern reiben und streiten wir uns auch, aber nie öffentlich. Das macht für mich eine gute Familie aus.“

Am Ende des gelungenen Werder-Konvents 2025 kündigte Manfred Jacobi an, bei der bevorstehenden Mitgliederversammlung nicht mehr als Kandidat für den Ehrenrat zur Wahl zu stehen. Seinen Blick auf dann insgesamt 45 Jahre im Ehrenamt verband der derzeitige Vorsitzende des Gremiums mit einem Dank an den SV Werder Bremen und alle, die ihm dieses fast fünf Jahrzehnte währende Engagement ermöglicht hatten. Das Auditorium dankte Jacobi mit stehenden Ovationen für seine eindrucksvolle ehrenamtliche Arbeit.

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