Manfred Jacobi: Optimierter Prozess mit herausragenden Kandidat*innen
DER VORSITZENDE DES EHRENRATS MANFRED JACOBI IM INTERVIEW
12.10.25 | 3 Min
WERDER.DE: Hallo Manfred, am Ende eines längeren Auswahlprozesses hat sich der Wahlausschuss diese Woche final auf sechs Kandidat*innen für den Aufsichtsrat, der bei der Mitgliederversammlung am 16. November gewählt wird, festgelegt. Wie würdest du den Auswahlprozess rückblickend beschreiben?
Manfred Jacobi: Das war ein intensiver Prozess. Wir haben bereits Mitte 2024 die Arbeit aufgenommen und seit diesem Sommer zahlreiche Gespräche mit verschiedenen Kandidat*innen geführt und aus diesem Kreis diejenigen ausgewählt, die aus unserer Perspektive am besten für das Amt geeignet sind.
WERDER.DE: Im Vergleich zu vorherigen Auswahlprozessen habt ihr in diesem Jahr ein anderes Vorgehen gewählt. Wie sah das aus?
Manfred Jacobi: Wir haben den Wunsch aus der Mitgliedschaft sehr ernst genommen, den gesamten Prozess zu optimieren und zu professionalisieren. Zudem gibt es eine aus der Empfehlung der Satzungs- und Strukturkommission erwachsene bindende Satzungsvorschrift, eine Personalberatung bei der Auswahl der Kandidat*innen und den folgenden Gesprächen hinzuzuziehen. Aus diesem Grund haben wir eine Agentur als Unterstützung für den für unseren Verein so wichtigen Prozess ausgewählt. Gemeinsam haben wir Kandidat*innen identifiziert und aus diesem Kreis die am besten geeigneten Personen für das Amt im Aufsichtsrat ausgewählt. Die Entscheidung basierte dann auf vorab gemeinsam definierten, objektiven Kriterien.
WERDER.DE: Was waren das für Kriterien?
Manfred Jacobi: Wir haben ein Anforderungsprofil entwickelt, das den Herausforderungen des Amtes angemessen ist. Es geht hier natürlich zum einen um eine kulturelle Passung, also passt die Person zur Werder-Kultur und zu dem, was unseren Verein ausmacht. Neben diesen eher „weicheren“ Faktoren waren uns fachliche Kompetenzen wie Erfahrung in einem Aufsichtsgremium, ein gewisses Zahlenverständnis sowie strategische und analytische Kompetenzen wichtig. Zudem erwarten wir, dass die neuen Aufsichtsrät*innen gegenüber der Geschäftsführung die relevanten und richtigen Fragen stellen können. Schließlich sollte bei den Kandidat*innen ein Verständnis für die Dynamik in einem professionellen Fußballverein vorhanden sein.
WERDER.DE: Worauf kam es euch bei der Auswahl noch an?
Manfred Jacobi: Ein ganz wichtiger Aspekt für das Amt im Aufsichtsrat ist das richtige Rollenverständnis. Hier war es für uns von großer Bedeutung, dass die Kandidat*innen ein ganz klares Verständnis dafür haben, was ihre Aufgaben als Aufsichtsrat sind und – und das ist mindestens genauso wichtig – welche Aufgaben nicht zum Themenkanon eines Aufsichtsratsmitglieds gehören. Eine klare Abgrenzung ist hier unabdingbar. Darüber hinaus war es uns wichtig, dass sich die Kandidat*innen als Teammitglieder in dieses Gremium einfügen können.
WERDER.DE: Werder hat sich in den letzten Jahren das Ziel gegeben, in den Vereinsgremien eine Quote zu erfüllen, um Frauen auch verstärkt in verantwortliche Positionen zu bekommen. Wie seid ihr dieser Anforderung nachgekommen?
Manfred Jacobi: Es war natürlich klar und auch im Briefing der Personalberatung hinterlegt, dass wir auch diesen Aspekt bei der Rekrutierung der Kandidat*innen mitberücksichtigen. Das schreibt nicht nur die Satzung des Vereins vor, sondern war uns auch als Gremium sehr wichtig. Wir als Wahlausschuss wollen starke Frauen in unserem Verein fördern. Das ist uns durch die Nominierung von Chadia Freyhat und Prof. Dr. Christina Reuter sowie den Ersatzkandidatinnen Daniela Schmidt und Lene Knoll auch gelungen. Allerdings obliegt es jetzt den Mitgliedern, ihre Wahl zu treffen.
WERDER.DE: Oftmals wird kritisiert, dass es an Fußballkompetenz in dem Gremium fehlt. Was entgegnest Du diesen Stimmen?
Manfred Jacobi: Es ist richtig, dass wir zum Beispiel keinen Ex-Spieler im Gremium haben. Das kann aber auch nicht der alleinige Gradmesser für „Fußballkompetenz“ sein. Mit Axel Plaat haben wir einen Aufsichtsrat, der sehr erfolgreich als Co-Trainer von Thomas Schaaf gearbeitet hat und unsere A-Jugend zur letzten Deutschen Meisterschaft geführt hat. Chadia Freyhat bringt als Kandidatin für den Bereich Frauenfußball als Spielerin und als Trainerin eine große Kompetenz mit. Zudem haben wir mit dem entsendeten Gerrit Meier und dem zur Wahl stehenden Harm Ohlmeyer zwei Topmanager, die das nationale wie internationale Sportbusiness bestens kennen.
WERDER.DE: Die vom Wahlausschuss benannten Kandidat*innen haben nur zu einem sehr geringen Teil ihren Lebensmittelpunkt in Bremen und Umzu. Wie wichtig war Euch regionaler Bezug bei der Auswahl?
Manfred Jacobi: Mit Dr. Hubertus Hess-Grunewald und Arnd Brüning haben wir zwei Aufsichtsräte, die aus Bremen kommen und sehr nah an Bremen und der bremischen Stadtgesellschaft sind. Axel Plaat hat eine sehr enge Bindung nach Bremen und auch Chadia Freyhat ist in der Region beheimatet. Der große Teil der Kandidat*innen hat aufgrund der eigenen Biografie einen starken Bezug zu Bremen und der Region und familiär bedingt eine häufige Präsenz in der Heimat. Die Regionalität ist für uns ein wichtiger Faktor in der Gesamtbesetzung des Aufsichtsrates, die Auswahl nach Kompetenzen ein anderer. Daher sind wir überzeugt, dass wir – egal, wie sich die Mitglieder entscheiden – einen sehr gut ausgewogenen Aufsichtsrat haben werden.
WERDER.DE: Wie würdest Du den gesamten Prozess und die Kandidat*innen, mit denen Ihr während des Prozesses gesprochen habt, bewerten?
Manfred Jacobi: Wir hatten viele Gespräche mit herausragenden Kandidat*innen. In langen Diskussionen im Wahlausschuss und mit der Personalberatung haben wir uns am Ende für die Nominierten entschieden. Das war keine Entscheidung gegen die, die nicht benannt worden sind, sondern eine klare Entscheidung für die nun ausgewählten Kandidaten. Das Niveau der Kandidat*innen in diesem Prozess war außergewöhnlich hoch.
WERDER.DE: Vielen Dank für das ausführliche Gespräch, Manfred.